Presse

2112008 - "Lehrerverbände NRW" fordern Kopfnoten mit Köpfchen!

Statt Bürokratie-Monster und Noten-Inflation: sinnvolle Reduktion und Abschaffung an Berufsschulen

Drei Lehrerverbände stellen der Presse ihre neu gegründete Kooperation „Lehrerverbände NRW (LNRW)“ vor. Der Philologen-Verband (PhV), der Verband für Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs (vlbs) und der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (vLw) werden künftig verstärkt gemeinsame bildungs- und berufspolitische Ziele gegenüber der Schulpolitik und in der Öffentlichkeit vertreten. Ihre Selbstständigkeit ist davon unberührt.

Gleiche Interessen verfolgen die Lehrerverbände insbesondere bei der Lehrerausbildung, in Besoldungs- und Arbeitszeitfragen, zur Lehrerfortbildung und zur Schulqualität sowie bei der Verbesserung des Lehrerbildes in der Öffentlichkeit. Alle drei Lehrerverbände vertreten recht große Systeme. Zudem wird an ihren Schulformen der Hochschulzugang vergeben.

„Die Lehrerverbände NRW werden noch kraftvoller und durchsetzungsfähiger für eine gute Schulpolitik streiten. Lehrerinteressen können klarer dokumentiert und wirksamer in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden“, betont Peter Silbernagel, Sprecher der Kooperation. Die Kooperationspartner organisieren mehr als 28.000 Mitglieder.

Ihren Anspruch unterstrichen die Lehrerverbände NRW u.a. mit konkreten Forderungen zur Korrektur des Vergabeverfahrens bei den Kopfnoten.

Übereinstimmend berichten die Verbandsvertreter, dass Unverständnis und Ärger bei Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Eltern und Ausbildungsbetrieben das Bild bei der Kopfnotenvergabe prägen. Die Lehrerverbände NRW (LNRW) lehnen die Bewertung von Arbeits- und Sozialverhalten nicht grundsätzlich ab. Jedoch kritisieren sie, dass die Umsetzung von 6 Einzelnoten zu einem Bürokratiemonster und zu einer Notenorgie führt. Die beurteilten Kompetenzen lassen sich nicht trennscharf abgrenzen. Sie suggerieren eine Scheinobjektivität. Aussagen zum Arbeitsverhalten gehen bereits in die einzelnen Fachnoten ein.

„Welchen Sinn machen Kopfnoten bei erwachsenen Menschen in Berufskollegs, die sich längst in einer betrieblichen Ausbildung befinden?“ fragt Elke Vormfenne, Vorsitzende des Verbandes für Wirtschaftsschulen. Bei 1 ½ Berufsschultagen ist die Beobachtungsgrundlage nicht gegeben.

Wolfgang Brückner, Vorsitzender des vlbs, ist verärgert über den extremen Arbeitszeitaufwand. „Selbst bei Mammut-Konferenzen kann bei allem guten Willen unserer Kolleginnen und Kollegen der Einzelfall nicht behandelt werden. Zudem beklagen die Lehrkräfte die mangelnde Vergleichbarkeit und die fehlenden objektiven Kriterien. Kopfnoten auf Abschlusszeugnissen werfen zusätzliche Probleme auf“.

Die Lehrerverbände NRW fordern generell die Reduktion der Kopfnoten auf je eine Note für Arbeits- und Sozialverhalten. An Berufskollegs gehören Kopfnoten für die Schülerinnen und Schüler der Berufsschulen abgeschafft, da sie sich bereits in einer betrieblichen Ausbildung befinden. „Wir erwarten, dass die schulpolitisch Verantwortlichen vorurteilsfrei eine Auswertung des ersten Durchgangs vornehmen und zeitnah zu Korrekturen kommen. Ein mehrjähriges Abwarten ist völlig indiskutabel. Denn Kopfnoten, die nur noch ‚formal’ vergeben werden, sind überflüssig und schaden der Erziehungsaufgabe von Schulen mehr als sie ihr nützen.“, fasst Peter Silbernagel die Forderungen der Lehrerverbände NRW zusammen.

Düsseldorf, 22. Januar 2008
gez. Peter Silbernagel
(Sprecher)