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1482009 - Wertschätzung positiver Entwicklungen in der Schulpolitik

Aber: Gute Schule verlangt auch gute Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte
Die Lehrerverbände NRW ( LNRW ) begrüßen viele der von Schulministerin Barbara Sommer bei der Schuljahres-Eröffnungs-Pressekonferenz vorgetragenen schulpolitischen Akzentuierungen. Hierzu zählen u.a. die Ganztagsoffensive, die Sprachfördermaßnahmen wie auch die Bilanz zum Zentralabitur 2009.

Die Lehrerverbände NRW als Kooperation von Philologen-Verband, Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs und dem Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen unterstützen ausdrücklich die Ausweitung der Lehrerstellenzahl sowie die Anstrengungen zur Gewinnung von Lehrerinnen und Lehrern. Die Verschiebung der Verbeamtungsgrenze ist dabei ein guter Schritt. Der Aufwuchs von weiteren Ganztagsschulangeboten ist erfreulich; die Akzeptanz der Realschulen und Gymnasien, innerhalb kürzester Zeit, mehr als 210 „Ganztagsschulplätze“ anzunehmen, bemerkenswert.

Die Lehrerverbände NRW tragen das Angebot eines internetgestützten Rückmeldesystems zur Bewertung der Unterrichtsqualität durch Schülerinnen und Schüler mit. In Sachsen und Thüringen wird dieses bereits erfolgreich eingesetzt ( Modell: „Schüler als Experten für Unterricht“ [ SEfU ] ). Es ist vernünftig, betonen die Verbandsvorsitzenden Peter Silbernagel ( PhV ), Wolfgang Brückner ( VLBS ) und Elke Vormfenne ( VLW ), vor einer möglichen flächendeckenden Einführung eines Feedback-Instrumentariums für alle Schulen in Nordrhein-Westfalen eine Phase der freiwilligen Erprobung, der wissenschaftlichen Begleitung und der Abstimmung mit den Lehrerverbänden vorzuschalten.

In der Vergangenheit hatten die Lehrerverbände heftigste Kritik an dem Spickmich-Forum geübt, nicht zuletzt auch deshalb, weil dieses völlig anonym abläuft und nicht zu einer konstruktiven partnerschaftlichen Gesprächskultur beiträgt. Hinzu kommt die Absurdität sog. Beurteilungskriterien, die z.T. sachfremd und pauschal vorgegeben sind. Eine sinnvolle Evaluation von Unterricht kann so nicht stattfinden. Die Lehrerverbände NRW stützen eine Feedback-Kultur mit Qualität.

„Es ist sinnvoll, dass die Schulministerin für das Schuljahr keine neuen Reformvorhaben ankündigt. Allerdings erinnern wir Frau Sommer daran, dass nach umfänglichen Schulreformen der letzten Jahre die Lehrerinnen und Lehrer berechtigte Erwartungen an die Politik haben. Viele Veränderungen in den Schulen haben zu einer massiven Arbeitsverdichtung geführt. Jetzt sind schrittweise Verbesserungen der Arbeitsbedingungen einzuleiten!

Vorrangig sind die Klassengrößen zu verringern, das fachspezifische Angebot der Fort- und Weiterbildung ist deutlich auszuweiten und nicht zuletzt sind die Zeitressourcen für die Erziehungsarbeit in Schulen auszuweiten. Eltern- und Laufbahnberatung wie auch die aufgrund von Schülerauffälligkeiten und Erziehungsproblemen erforderliche diagnostische Arbeit, Betreuungs- und Beratungsarbeit haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Darüber hinaus appellieren wir an die Fürsorgepflicht des Dienstherrn, da die gewachsenen Belastungen auch zur gesundheitlichen Beeinträchtigung vieler Kolleginnen und Kollegen führen“, so Peter Silbernagel, Sprecher der Lehrerverbände NRW. „Arbeitszeitgerechtigkeit und Lehrergesundheit bleiben auf der Agenda der aktuellen Herausforderungen“.

So sehr Schülerinnen, Schüler und Eltern im Focus der Schulpolitik stehen sollen, so unabdingbar sind verantwortbare Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer. Eine qualitätsorientierte Bildungsarbeit kann – so die Lehrerverbände NRW – nur bei guten Rahmenbedingungen in den Schulen geleistet werden.

Düsseldorf, 14.08.2009

gez. Peter Silbernagel
- Sprecher der Lehrerverbände NRW -